Auf der Bühne sind sie meist Rivalen, im wahren Leben verbindet Jonas Kaufmann und Ludovic Tézier eine enge Freundschaft. Nach zahlreichen gemeinsamen Live-Auftritten erscheint nun das erste Duett-Album der beiden Ausnahmesänger. Insieme, Italienisch für „Zusammen“, wird am 7. Oktober bei Sony Classical erscheinen. Mit dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Antonio Pappano präsentieren sie Duette, die sie zusammen auf der Bühne gesungen haben, und Stücke, die sie extra für dieses Album einstudiert haben.
Seit ihrem gemeinsamen Werther, 2010 in Paris, sind sie immer wieder Bühnenpartner in verschiedenen Produktionen; und wie bei ihrem Duett-Album spielen die Werke Verdis dabei eine zentrale Rolle. Als sie 2013 an der Bayerischen Staatsoper zum ersten Mal die Rivalen in La Forza del Destino verkörperten, war sofort zu spüren: da haben sich zwei gefunden, die sich gegenseitig anfeuern. „Mit Ludovic kann ich Vollgas geben, gerade in unseren gemeinsamen Szenen in La Forza del Destino, die ja wie ein stimmlicher Ringkampf sind“, erklärt Jonas Kaufmann die Arbeit mit Ludovic Tézier, „Ich kann mir nicht vorstellen, diese Szenen mit jemandem zu spielen, bei dem man sich ständig zurückhalten muss. Mit Ludo ist es jedes Mal eine tolle Herausforderung, da muss man aufs Ganze gehen. Ich denke, dass ich eine bessere Vorstellung gebe, wenn ich mit ihm auf der Bühne bin.“
Sowohl Jonas Kaufmann als auch Ludovic Tézier haben bereits Solo-Alben mit Szenen aus Verdi-Opern vorgelegt. 2017 standen sie in Paris in der französischen Urfassung von Verdis Don Carlos auf der Bühne; da ist es nur logisch, dass das berühmte Duett von Carlos und Rodrigue auf ihrem Duett-Album in dieser Fassung erklingt. Hier sind sie einmal nicht die ewigen Widersacher, sondern echte Verbündete, in einer der schönsten Männerfreundschaften der Oper.
Außerdem sind die beiden hier zum ersten Mal zusammen in Otello zu hören. Bei Kaufmanns Debüt als Otello, 2017 am Royal Opera House in London, sollte eigentlich Tézier an seiner Seite als Iago debütieren, doch leider musste er absagen. Und so kam es, dass die Aufnahmesitzungen während des Lockdowns 2021 zum ersten gemeinsamen Otello der beiden wurden, noch bevor Tézier seinen ersten Bühnen-Iago an der Wiener Staatsoper „nachholte“. Der Respekt voreinander, gerade in diesen extrem anspruchsvollen Rollen, ist groß. »Für mich ist Jonas der Prototyp eines modernen Sängers«, meint Tézier. „Nicht nur, dass er gut aussieht und ein guter Darsteller ist. Er kann in jeder Sprache singen und seine Interpretationen jedem Stil anpassen. Und er geht ganz in seinen Rollen auf. Das sind Qualitäten, mit denen man die Oper am Leben hält.“ Dass mit Antonio Pappano am Pult seines Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia einer der profiliertesten Operndirigenten unserer Zeit mit an Bord ist, ist ein weiterer Glücksfall für diese Einspielung.
Beide sind hier erstmals in den großen Duetten aus Verdis Les vêpres siciliennes zu erleben, in der selten gespielten französischen Fassung. Auch das Duett aus Ponchiellis Verismo-Meisterwerk La Gioconda ist ein echtes Doppel-Debüt, dem bald auch eine gemeinsame Aufführung der kompletten Oper folgen soll. Puccinis La Bohème hingegen haben beide bereits auf der Bühne gesungen, jedoch noch nicht gemeinsam; hier sind sie zum ersten Mal gemeinsam mit dem Duett aus dem 4. Bild zu hören.